Auch die SPD kann sich umweltpolitischer Themen annehmen. Das zeigte der Ortsverein Peterswerder/Steintor am 13. Juni 2018. Ins Kvartier, einer gemütlichen Kneipe im Viertel lud der Ortsvereinsvorsitzende Marc Fucke ein. Harald Ginzky bereitete alles vor.

Es ging um das Insektensterben und das, was daraus für uns alle folgt. Volker Lohrmann vom Überseemuseum und promovierter Experte auf dem Gebiet der Bienen und Insekten machte anschaulich deutlich, dass da ein Rädchen ins andere greift, denn ohne Insekten hat nicht nur der Vogelnachwuchs nichts mehr zu futtern, sondern Bäume und Blumen werden nicht mehr bestäubt, vermehren sich nicht mehr.

Schon jetzt geht man davon aus, dass circa die Hälfte der einstmals vorhandenen Arten in Norddeutschland ausgestorben sind und sich bei denen, die sich noch in unseren Gärten tummeln, 80 Prozent weniger Biomasse vorhanden ist, was nichts anderes bedeutet, als dass die flügeligen Wesen, und nicht nur diese, immer weniger werden. Die Jüngeren unter uns wissen meist gar nicht mehr, wie viele Schmetterlinge im Sommer durch die Gärten flogen.

Das hat Gründe, meinte auch die Vertreterin des BUND, Birgit Olbrich, die nicht zuletzt die Art der Landwirtschaft und auch unsere Lebensweise für das Siechtum der Insekten verantwortlich machte. Brauchen wir denn wirklich so viel landwirtschaftlich genutzte Fläche, immerhin fast 50 Prozent in Deutschland überhaupt vorhandenen Fläche. Ist da nicht Platz genug für wild begrünte Randstreifen? Muss stets in so hohem Maße den Boden verseuchende Gülle auf die Felder gekippt werden? Oder muss es immer die große Portion Fleisch auf dem Teller sein? Ohne die wäre Massentierhaltung in dem Maße, wie sie heute stattfindet, nicht nötig. Und dann sind da natürlich noch all die Pestizide, die wir mitweglöffeln, wenn die Gulaschsuppe auf den Tisch kommt.

Moniert wird gerne, dass wir, die Konsumenten, ja möglichst billig einkaufen wollen. Stimmt, aber viele können sich mehr eben auch nicht leisten. Auch da besteht Handlungsbedarf.

Was aber können wir jetzt tun? Axel Hausmann, sowohl engagierter als auch rebellischer Parzellist meint, die Schrebergärtner in Bremen könnten gute Wegbereiter für ein allgemeines Umdenken sein. Allein in Bremen kommen auf 100 Einwohner drei Parzellen, mit einer durchschnittlichen Fläche von 400 Quadratmetern. Wenn die Vorstände der Kleingärtnervereine mehr Mut zum Ausprobieren beweisen würden, könnte statt rasiertem Rasen eine Menge Nischenbewuchs im positiven Sinne für Bienen und Insekten entstehen. Das würde uns Menschen dann auch den leckeren Honig zum Frühstück sichern und machte den Spaziergang durch die Pauliner Marsch und den Stadtwerder, nicht nur für SPD Mitglieder des Ortvereins Peterswerder/Steintor, noch schöner – vorbei an frei wuchernden Wildrosen, blühenden Hecken und Löwenzahn, aus dem dann irgendwann Pusteblumen werden – eine schöne Vorstellung. Immerhin sagt die Gartenverordnung auch, dass Parzellisten auf keinen Fall Pflanzenschutzmittel verwenden dürfen. Das ist doch schon mal ein Anfang.

In der Bremischen Verwaltung allerdings scheint die Problematik nur marginal eine Rolle zu spielen. Dirk Hürter aus der Umweltbehörde Bremens verwies zwar auf ein paar kleinere Projekte, die willig gefördert würden, aber da sei noch vieles in Arbeit und man müsse auch die Gesetze und Verordnungen konsequenter durchführen, gab er zu. Dabei ist Bremen in diesem Jahr Gastgeberland der Umweltminister. Diese allerdings tagen in geschlossenen Räumen und kein Bienchen wird sie dort stechen.

Text: Sabine Bomeier
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